Timelapse – Fiktionen des Zukünftigen

Timelapse – Fiktionen des Zukünftigen

Hat die Zukunft eine Zukunft? In einer Zeit, in der die Zukunft mehr Ängste als Hoffnung erzeugt, stellt sich die Frage, wie wir Zukunft als kreativen Vorstellungs- und Imaginationsraum (wieder)entdecken können. Die Gegenwart vom Ende her zu denken, ist dabei Zumutung und Befreiung zugleich. Vergangene Ereignisse, Entwicklungen und gegenwärtige Bedingungen schreiben immer gewisse Koordinaten möglicher Archäologien von Zukünften ins Hier und Jetzt ein. Doch ein anderes Denken und Reden von der Zukunft mündet in ein anderes Denken und Reden von der Gegenwart. Oder: Eine andere Zukunft erzeugt eine andere Gegenwart.

Timelapse ist ein Portal zu spekulativen Vorstellungen über mögliche  Zukünfte, Fiktionen und alternative Erzählungen durch vielfältige künstlerische Linsen. Denn Kunst als spekulative Taktik der Zukunftsexploration beflügelt  die Fantasie, mobilisiert die kreative Vorstellungskraft und zeigt, dass eine  andere Zukunft möglich ist. Die Ausstellung lädt dazu ein, selbst über Zukunft, ihre Wahrnehmung, Vorstellung und Gestaltung nachzudenken und die eigene Positionierung zu reflektieren.

Wessen Zukünfte werden aus welcher Perspektive erzählt und wessen nicht? Es werden enorme Mittel aufgewendet, um es uns unmöglich zu machen,  uns eine Welt ohne Kapitalismus, ohne Hierarchie und ohne die Institutionen,  die ihren Ursprung im Kolonialismus haben, vorzustellen. Die gängigen politischen Zukunftsvisionen stagnieren meist auf der Ebene des Glaubens, alle  Probleme mit neuen Technologien lösen zu können. Die vielfältigen künstlerischen Positionen stellen koloniale Vorstellung von linearer Zeit in Frage und  imaginieren alternative Zukunftsfiktionen, die etwas anderes sein können  als die Erweiterung der Gegenwart.

Timelapse beschäftigt sich mit extremen Zeiträumen, die sich unserer menschlichen Wahrnehmung, Lebensspanne und Vorstellungskraft entziehen. Zeit wird in Bild, Klang und Bewegung erfasst und vermessen. Veränderungen und Transformationsprozesse werden durch Erscheinungsformen von Materie ästhetisch sicht- und erfahrbar gemacht und als Klang und Bild übersetzt. Ausformungen und Ablagerungen des Zeitlichen sowie mögliche Dehnung und Verdichtung von Moment und Dauer sind dabei wiederkehrende Motive.

Angesichts von Klimakatastrophen und Umweltzerstörung befasst sich die Ausstellung mit der Zeit, die uns noch bleibt – oder auch nicht. Sie will die  Bedeutung der Zukunft und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen transgenerationalen Anstrengung und langfristigem Denken und Handeln vermitteln, um sicherzustellen, dass es eine Zukunft gibt.

 

Konzept und Kuration: Julian Rieken 

Licht und Projektion: Nils R. Schultze 

Ton: Maximilian Bischofberger

Fotos: Peter Adamik

Client: Impuls Festival
Tags:
Prev project
Scroll up Drag View